Hochwasserschutz
Biber Thayngen
2024 – 2027
Das Projekt ermöglicht einen ganzheitlichen Hochwasserschutz für die Biber in Thayngen vom Gebiet Mühlwies bis zur Brücke Wiesenwendliweg unterhalb der Bahnlinie. Gleichzeitig werden die ökologische Situation verbessert und die Aufenthaltsqualität erhöht.
Die Abflusskapazität der Biber in Thayngen ist zu gering, als dass der Hochwasserschutz im Siedlungsgebiet gewährleistet werden könnte. Das Projekt wird den Hochwasserschutz des Siedlungsgebiets Thayngen bis und mit einem 100-jährlichen Ereignis (HQ100) gewährleisten.
Die Biber wird dabei – wie gesetzlich vorgeschrieben – ökologisch aufgewertet und die Naherholung lokal verbessert (Wegverbindungen, Gewässerzugang). Mit dem Projekt wird sichergestellt, dass die Biber in Thayngen heutige und zukünftige Herausforderungen meistern kann.
Anpassungen im Projekt
Stand August 2024
In den letzten Monaten haben die Gemeinde Thayngen und der Kanton Schaffhausen den Austausch mit Anwohnerinnen und Anwohnern, aber auch mit Partnern und Verbänden gesucht. Wünsche und Anregungen wurden gesammelt und wo möglich in die Ausführungsplanung übernommen. Die wichtigsten Anpassungen sind:
- Das aktuelle Bauprojekt wird auf die Abschnitte 1 bis 3 beschränkt: den Bereich von der Brücke Mühlwiesstrasse bis zur Brücke Wiesenwendliweg unterhalb der Bahnlinie.
- Der ursprünglich geplante Abschnitt 4 zwischen Bahnlinie und Zoll wird zu einem späteren Zeitpunkt als eigenständiges Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt umgesetzt.
- Der Abschnitt 4, insbesondere das Gebiet südlich der Biber, soll vorübergehend mittels mobilen Massnahmen vor grösseren Überschwemmungen geschützt werden. Dafür wird ein Notfallkonzept erarbeitet.
- Die Führung des neuen Gehwegs zwischen Mühleweg und Dorfstrasse soll so angepasst werden, dass der Privatsphäre der Anwohnerinnen und Anwohner besser Rechnung getragen werden kann.
> Gestaltungsplan Abschnitt 2
Gemeindeabstimmung vom 23. März 2023
Die Stimmberechtigten der Gemeinde Thayngen haben am 23. März 2023 das Projekt mit 66% JA-Stimmen angenommen und einen Pauschalbeitrag von CHF 1 Mio. bewilligt.
Ausgangslage
Gefährdung und grosses Schadenspotenzial
bei Hochwasser
Die Biber in Thayngen weist ein Hochwasserschutzdefizit auf und es besteht ein sehr hohes Schadenspotenzial. So ist davon auszugehen, dass bei einem 100-jährlichen Hochwasserereignis ein Sachschaden von über 10 Mio. CHF entstehen würde. In Thayngen besteht, nach der Altstadt Schaffhausen, das zweitgrösste Schadenspotenzial im gesamten Kanton Schaffhausen.
Fliesstiefenkarte
Vergleich Überschwemmungspotenzial vor und nach dem Projekt
Die Karte zeigt die überfluteten Gebiete und die zu erwartenden Wasserstände bei einem Jahrhundert-Hochwasser.
Ziehen Sie den Slider auf dem Bild und vergleichen Sie den Ist-Zustand mit dem Zustand nach dem Projekt.
Fliesstiefenkarte: Überflutete Gebiete und Wasserstand bei einem Jahrhundert-Hochwasser.
Einzugsgebiet der Biber
Das für die Biber in Thayngen massgebende Einzugsgebiet (rot umrandet) umfasst rund 80 Quadratkilometer, davon liegt ein Grossteil auf deutschem Staatsgebiet. Die Biber verfügt dort über zahlreiche Seitenbäche, welche bei Starkniederschlägen zu einem schnellen Anschwellen des Hochwasserabflusses beitragen.
Hochwasserschutz mit Sicherheitszuschlag
Das Projekt wird den Hochwasserschutz des Siedlungsgebiets Thayngen bis und mit einem 100-jährlichen Ereignis (HQ100) inkl. eines Sicherheitszuschlags (Freibord) gewährleisten.
Finanzierung und Kostenschlüssel
- Baukosten 4 Mio. CHF (Stufe Bauprojekt +/- 10%)
- Anteil Kanton Schaffhausen: 1,6 Mio.
- Beitrag Bund: 1,4 Mio.
- Kostenbeteiligung Thayngen: 1 Mio.
Vielfältiger Projektnutzen
Wirksame Hochwasserschutzmassnahmen
Das Siedlungsgebiet wird durch die Hochwasserschutzmassnahmen bis zu einem Hochwasser geschützt, wie es statistisch gesehen einmal in hundert Jahren vorkommt. Die heute bestehenden Schutzdefizite können weitestgehend behoben werden.
Nach dem Ausbau der Biber wird die heute in den Gefährdungsbereichen geltende Pflicht zu Objektschutzmassnahmen gegen Hochwasser massgebend reduziert. Die an die Bäche anstossenden Liegenschaften sowie Industrie- und Gewerbebetriebe profitieren vom erhöhten Hochwasserschutz.
Aufenthaltsqualität und Erholung
Die mit dem Bachausbau einhergehende Freiraumgestaltung wertet den öffentlichen Siedlungsraum entlang der Biber auf. Der neu geschaffene Grünraum verbessert das Landschaftsbild und schafft neue Erholungsräume für die Bevölkerung.
Der Zugang zum Gewässer wird erleichtert. Die frei zugängliche Plattform talseitig der Kreuzplatzbrücke lädt zum Verweilen ein. Mit der Schliessung der Fussweglücke zwischen der Kreuzplatzbrücke und der Mühlwiesbrücke entsteht eine attraktive Verbindung entlang der Biber bis zur Landesgrenze.
Mit dem Projekt wird für viele Tierarten wertvoller Lebensraum in der Biber und im Uferbereich geschaffen.
Ökologie
Bäche bilden vielfältige Lebensräume. Im Uferbereich bieten Baum- und Strauchhecken, Krautsäume und artenreiche Blumenwiesen vielen Tierarten Nahrung und einen Unterschlupf. Im naturnahen Bachbett mit ökologisch wertvollen Strukturen wie unterschiedlichen Bachbreiten und Wassertiefen, Abfolgen von Becken und Schnellen, sowie Kies- und Sandbänken wird sich auch eine entsprechend vielfältige Flora und Fauna ansiedeln.
Wegen der permanenten Wasserführung ist die Biber besonders für aquatische Organismen von grosser Bedeutung. Der Bachausbau, welcher für den Hochwasserschutz nötig ist, schafft auch mehr Raum für terrestrische und aquatische Lebensräume. Die Lebensraumqualität wird mit Kleinstrukturen in und am Wasser, der zusätzlichen Bestockung und der verbesserten Durchgängigkeit deutlich gesteigert. Zur Aufwertung des Lebensraums entlang des Gewässers ist eine ausgedehnte Bestockung mit artenreichen Gebüschgruppen und Einzelbäumen vorgesehen, welche den Bach beschatten und damit die Erwärmung des Gewässers in den Sommermonaten reduziert und Deckung für Fische bieten.
Die Bestockung bildet zusätzlich Lebensraum, Deckung und Nahrung für weitere Tiergruppen, wie z.B. Amphibien, Reptilien, Kleinsäuger, Vögel und diverse Insektenarten. Lokal sind durch den Bachausbau auch bestehende grössere Bäume betroffen. Diese werden durch Jungbäume ersetzt.
Fischerei
Die Biber ist ein wichtiges Fischgewässer des Kantons Schaffhausens, besonders als Rückzugs- und Laichgebiet für Äschen und Forellen. Wassertemperaturen über 18 °C sind für Äschen kritisch, bei Temperaturen über 25 °C kommt es zum Fischsterben. Zum Schutz vor hohen Wassertemperaturen im Rhein ziehen sich die Fische in die Seitengewässer wie die Biber zurück.
An der Biber ist auch der namensgebende Biber wohnhaft. Dieser bewegt sich in den letzten Jahren vermehrt aus dem revitalisierten Abschnitt im Gebiet Hüttenleben in die Gewässerabschnitte im Siedlungsgebiet. Am Siedlungsrand mussten bereits mehrmals Instandstellungsarbeiten, hauptsächlich aufgrund von Biberbauten, ergriffen werden. Die Biberbauten unterhöhlen die Ufer und bringen Wege in Ufernähe zum Einsturz. Im Projekt werden Massnahmen zum Schutz der Infrastruktur umgesetzt.
Die Biber bewegen sich vermehrt ins Siedlungsgebiet.
Zeitplan
Stand August 2024
Bis Ende 2024: |
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1. Halbjahr 2025: |
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2025 – 2027: |
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Bauherrschaft
Einwohnergemeinde Thayngen
Dorfstrasse 30
8240 Thayngen
Kanton Schaffhausen
Tiefbauamt, Abt. Gewässer
Schweizersbildstr. 69
8200 Schaffhausen
Projektleitung
Niederer+Pozzi Umwelt AG
Burgerrietstrasse 13
8730 Uznach
Hydraulik / Wasserbau
Niederer+Pozzi Umwelt AG
Burgerrietstrasse 13
8730 Uznach
Tiefbau / Kunstbauten
inexo infra ag / inexo structura ag
in Gruben 22
8200 Schaffhausen
Grundwasser / Geologie
Dr. von Moos AG
Dorfstrasse 40
Gächlingen